"Nachdem ich die Zusage bekam, musste ich Gießen erst einmal googeln", erinnert sich die gebürtige Thüringerin an ihren ersten Kontakt mit der Universitätsstadt, welche sie zuvor nicht genauer kannte. Für ein Lehramtsstudium kam Carolin Leupold vor drei Jahren eher zufällig nach Gießen, was sie heute aber keineswegs bereut. Schnell fand Leupold den Weg zum Gießener Schwimmverein, übernahm hier verschiedene Ämter und Tätigkeiten und unterstützte fortan die Sportjugend Hessen. Für ihr großes Engagement wurde die 22-Jährige nun mit dem Dr. Horst Schmidt-Jugendsport-Stipendium des Hessischen Ministeriums des Inneren und für Sport ausgezeichnet.
Bei dem in Anlehnung an den früheren hessischen Sozialminister benannten Stipendium handelt es sich um eine gezielte Fördermaßnahme für im Sportbereich ehrenamtlich tätige Jugendliche und junge Erwachsene. Mit der Auszeichnung sollen diese nicht nur eine finanzielle, sondern ebenfalls eine öffentliche Anerkennung für ihre Leistungen erlangen.
"Ich fühle mich sehr geehrt, das Stipendium erhalten zu haben, denn es gibt einige Leute mit vielen Ämtern, die das auch verdienen würden", sagt die Freizeitsportlerin ein wenig bescheiden. Bereits als Schülerin begann Leupold in ihrer früheren Heimat mit einzelnen ehrenamtlichen Tätigkeiten und machte schon dort eine Ausbildung zur Jugendleiterin.
Das Schwimmen lernte sie im Alter von sechs Jahren im beschaulichen Zeulenroda-Triebes, einer Gemeinde in der Nähe von Gera und Zwickau. Damals wurde im Ort ein neuer Verein gegründet, dem sie direkt beitrat und bis zum Abitur die Treue hielt. Da hier der Breitensport im Vordergrund stand, trainierte Leupold nicht primär auf Leistung orientiert und nahm nur an kleineren Wettkämpfen teil, zum Beispiel bei Stadtmeisterschaften oder den Kreisjugendspielen. Schon in jungen Jahren entwickelte sie aber trotzdem eine große Begeisterung für die Vereinsarbeit und den Schwimmsport. "Ich war damals sauer, dass ich noch keine Kampfrichterin sein durfte, weil ich noch zu jung war", erzählt die 22-Jährige, die dann als Jugendliche damit begann, erste Schwimmgruppen mitzutrainieren.
Großes Engagement
Nach einem Auslandsjahr in Kanada kam Leupold 2009 an die Justus-Liebig-Universität, um hier Englisch und Biologie auf Lehramt zu studieren. Ihr sportliches Engagement setzte die Studentin nun beim Gießener Schwimmverein fort, bei dem sie die Trainerlizenz erwarb und noch heute eine Nachwuchsgruppe leitet. Darüber hinaus ist sie für den Verein nach wie vor als Kampfrichterin und Jugendwartin im Einsatz. Auf Landesebene unterstützt Leupold die Sportjugend Hessen und gehört hier zum Juniorteam, das sich etwa einmal im Monat trifft, um eigene Ideen und Projekte umzusetzen. So organisierte man zum Beispiel schon einmal den sogenannten "Mitternachtsport gegen Rechtsextremismus". In Gießen ist Leupold außerdem noch Vorstandsmitglied im Sportkreis sowie im Stadtjugendring.
Mit ihren verschiedenen Ämtern möchte sie die Bedingungen für den Vereinssport verbessern und ihre positiven Erfahrungen an andere weitergeben. Außerdem bereite ihr die Arbeit mit jungen Menschen große Freude und sei lehrreich für verschiedene Lebensbereiche. "Man muss Kinder und Jugendliche auch Ernst nehmen und es ist wichtig ihnen Anerkennung zu schenken", sagt die 22-Jährige und kritisiert, dass dies in der heutigen Gesellschaft leider nicht selbstverständlich sei.
Beim Schwimmen bezeichnet sich Leupold als "Langenstreckentyp". Die etwas längeren Distanzen haben ihr stets am meisten gelegen, sodass sie im Freiwasserschwimmen auch schon mal bei Wettbewerben über zehn Kilometer an den Start gegangen ist. Durch die verschiedenen Ehrenämter und das Studium habe sie heute aber nur noch wenig Zeit für eigenes Training. Ein Leben als Leistungssportlerin kann sich die gebürtige Thüringerin aber generell nicht vorstellen. Um den ganz großen Erfolg im Schwimmsport erzielen zu können, müsse man alles andere hinten anstellen und konstant auf sehr hohem Niveau trainieren.
Neben ihrem sportlichen Engagement beschäftigt sich Carolin Leupold gerne interkulturell. Im September geht die Lehramtsstudentin für ein halbes Jahr nach Sri Lanka, um dort ein Auslandssemester zu absolvieren. Ihre diversen (Ehren-)Ämter und Tätigkeiten wird sie aber beibehalten und ab dem kommenden April dann weiterführen.
Carolin Leupold (3. v. l.)
Aus dem Gießener Anzeiger vom 16.08.2012 | Bild von Nicole Koppitz